Ursache des Teileinsturzes war vermutlich eine defekte Wasserleitung. Das Haus in der Bergstraße, das von einem Auswärtigen nach dem Tod der Bewohnerin erworben worden war, befand sich in einer Renovierungsphase und stand daher leer. Erst letzte Woche sei eine neue Heizung eingebaut worden, so einige Dorfbewohner. Schon vor ein paar Tagen bemerkte ein Nachbar, dass die eingestürzte Wand feucht geworden war. Den Wasserflecken konnte man noch deutlich erkennen. Aufgrund der älteren Bauweise und des mit Lehmziegeln ausgemauerten Fachwerks war die Wand wahrscheinlich in Folge des schweren Eigengewichtes zusammengestürzt.
Zum Zeitpunkt des Einsturzes befand sich zum Glück niemand im Gebäude, so dass niemand verletzt wurde.
Die Einsatzleitung hatte Gemeindebrandinspektor Jens Erbe zusammen mit Bürgermeister Thorsten Sprenger und Kreisbrandinspektor Georg Hauch übernommen. Weiterhin waren als Vertreter der Brandschutzaufsicht des Hessischen Ministeriums des Innern Helmut Thies sowie der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung vor Ort und machten sich ein Bild von der Lage.
Da die Giebelwand einzustürzen drohte und ein direkt neben dem Gebäude stehender Flüssiggastank sowie ein Stromverteiler gefährdet waren, wurden die Anwohner im Umkreis von ca. 100 m um die Einsturzstelle evakuiert. Sie kamen im nahegelegenen Dorfgemeinschaftshaus unter, in dem auch die Einsatzleitung eingerichtet war.
Die über 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Weinbach, des ELW 2 und der Führungsgruppe TEL, der Rettungsdienste und des THW meisterten die Lage. Die Schnelle Einsatzgruppe Betreuung des Malteser Hilfsdienstes versorgte zudem die Anwohner und die Einsatzkräfte.
Zur Unterstützung mussten unter anderem Statiker, drei Bagger, ein Gasunternehmen, ein Streudienst und einige Fachleute angefordert werden.
Durch den Baufachberater des THW Limburgs wird die Einsatzlage wie folgt beschrieben:
Fachtechnische Stellungnahme zum THW-Baufachberatereinsatz
Aufgrund eines Wasserschadens kam es am 22.12.2009 zum Teileinsturz eines Leerstehenden Wohngebäudes in der Bergstraße in 35796 Weinbach Freienfels.
Bereits beim Eintreffen an der Einsatzstelle waren große Teile der Traufwand über zwei Geschosse eingestürzt. Die restliche Traufwand und große Teile der frontseitigen Giebelwand waren sichtbar mit Wasser gesättigt. Deutliche Wasserflecken zeichneten sich außen an der Fassade ab.
Nach einer Sicht- und Materialprüfung wurde festgestellt, dass es sich bei den Außenwänden um Lehmziegel handelt. Durch die kapillare Eigenschaft hatten sich diese wahrscheinlich über Tage hinweg mit Wasser voll gesaugt. Aufgrund der Bauweise und das so zustande kommende hohe Eigengewicht ist die Außenwand ineinander gesackt. Die Giebelwand wies deutliche Rissverläufe auf die sich im Laufe des Einsatzes augenscheinlich fortsetzten und größer wurden. Der Einsturzprozess wurde daraufhin für noch nicht abgeschlossen erklärt.
Die noch nicht eingestürzten jedoch stark geschwächten Außenwände drohten auf einen im Garten befindlichen Flüssiggastank und einen Stromverteilerkasten zu stürzen. Die Erdgeschossdecke stürzte aufgrund des fehlenden Deckenauflagers zusammen mit der Außenwand ein. Die Fußpfette im Bereich der eingestürzten Traufwand war ebenfalls aufgrund fehlender Lastabtragung gebrochen. Das weitere Versagen von tragenden Außenwänden in Verbindung mit der nicht voll funktionsfähigen Fußpfette hätte einen unkontrollierten Einsturz des Gebäudes verursacht. Zu diesem Zeitpunkt bestand akute Einsturzgefahr.
In Hinblick auf die Jahreszeit, der vorherrschenden Witterung und den bevorstehenden Wintermonaten entschied sich die Einsatzleitung gegen Abstützversuche. Längerfristige Abstützungen hätten in Hinblick auf die gemeldeten zweistelligen Minustemperaturen keinen Erfolg gebracht. Durchnässtes Lehmmauerwerk wäre über den Winter aufgefroren. Da eine Trocknung des Gebäudes nicht möglich gewesen ist wären die stark durchnässten Wände eingebrochen. Die verbleibenden tragenden Wände hätten diese Mehrlast auf Dauer nicht halten können. Sie hätten zunehmend an Tragfähigkeit verloren. Weitere unkontrollierte Teileinstürze bis hin zum Totaleinsturz wären die Folge gewesen. Selbst nach massiv durchgeführten Abstützversuchen hätte immer Gefahr im Verzug bestanden.
Wohl aufgrund dieser Kenntnisse und Aussichten entschied die Einsatzleitung auch in Rücksprache mit einem Statiker den kontrollierten Totalabbruch des leerstehenden Wohnhauses. Unkontrollierbare Gefahrenquellen wurden somit dauerhaft beseitigt.
Nachdem der Rest des Hauses durch die 3 Bagger gestützt und gesichert worden war, konnte man den Stromverteiler mit Stroh und Holzpaletten schützen sowie den zu über der Hälfte mit Flüssiggas gefüllten Gasbehälter leeren und aus der Gefahrenzone entfernen. Danach musste das Haus in Absprache mit dem Hauseigentümer wegen der Gefahr des gänzlichen Einsturzes abgerissen werden. Anschließend konnten die Nachbarn gegen Mitternacht wieder in Ihre Häuser zurückkehren. Die Feuerwehren aus Weinbach und das THW räumten danach die Einsatzstelle noch auf, so dass der Einsatz gegen 01:00 Uhr beendet werden konnte.
Bericht von Johannes Knapp, Baufachberater THW Limburg